Lebenszeichen // Sign of life

Meine Lieben,

Seit mehr als 9 Monaten habt ihr meinen Blog erfolglos besucht. Es tut mir leid! Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich meinen letzten Eintrag am 01.01.20 hochgeladen habe. Das war ein paar Wochen, bevor der Corona-Horror begann.

Dieser Blogeintrag hat kein bestimmtes Thema, sondern ist eine persönliche Nachricht von mir.

Ende Januar eines Jahres ist das chinesische Neujahr. Das bedeutet in China ca. 1 Woche Feiertage und löst eine riesige Reisewelle innerhalb und nach China aus. Die Menschen fahren in ihre Heimatorte, um mit ihren Familien den Beginn des neuen Jahres nach dem chinesischen Mondkalendar zu feiern. Ich hatte mich dieses Jahr entschieden, in Peking zu bleiben, um zum ersten Mal die Atmosphäre und beliebte Straßenfeste zu erkunden. Ausserdem, und mit sehr viel Vorfreude behaftet, wurde ich von der Familie einer chinesischen Freundin nach Hause eingeladen, um zu feiern und selbstgemachtes Essen zu probieren. Ich habe mich so auf diese Einladung gefreut, es hätte eine tolle Erfahrung werden können. Und dann plötzlich begann es mit Corona. Ich erinnere mich, dass alle meine Bekannten mir rieten, unbedingt zuhause zu bleiben. Ich fühlte mich komisch, da ich etwas Derartiges nicht kannte. Alle Veranstaltungen wurden nach und nach abgesagt, und meine Einladung fiel ins Wasser. Ich blieb 7 Tage am Stück in meiner Wohnung, und die Zahlen in der Stadt des Ausbruchs, Wuhan, wurden nur schlimmer. Ich habe mich hilflos und allein gefühlt.

Nach 7 Tagen zuhause bot meine Firma mir an, im Angesicht der unvorhersehbaren Entwicklungen nach Hause zu kommen. Ich war dankbar, nicht weiter allein in der Wohnung bleiben zu müssen und in ein vertrautes Umfeld zu kommen. Ich blieb ca. 4 Wochen in München, und seither habe ich den Sinn für Zeit verloren.

Jetzt schaue ich auf den Kalendar und es ist schon September. Nach meiner Rückkehr nach China Ende Februar normalisierten sich die Dinge hier wieder. Durch hartes Durchgreifen der Regierung konnte die Lage relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden. Ich kam zum Glück früh zurück; einige Wochen nach Einreise schloss China alle Grenzen und Ausländer können seitdem nicht einreisen, unabhängig vom Typ des Visums.  

Mittlweile ist das Leben hier wieder normal, aber ich weiß trotzdem nicht, wo die letzten 9 Monate hin sind. Es ist ein eigenartiges Jahr. Niemand von uns konnte das Jahr so verbringen wie geplant, einige von uns sind noch immer stark eingeschränkt, je nachdem wie gut die Länder die Situation managen.

Die Auswirkungen des Virus haben mich dies gelehrt: Verbringt jeden Tag so, wie es euch glücklich macht und mit den Menschen, die euch glücklich machen. Reist, trefft Freunde und Familie, bewegt euch frei, plant Dinge.

Besonders eine Erfahrung lässt mich diese Worte spüren. Im Januar hatte ich einen tollen Abend mit Freunden und Kollegen. Wir haben uns verabschiedet mit den Worten „Wir sehen uns nach dem Neujahrsfest!“ und dachten, 1,5 Wochen später würden wir uns wiedersehen. Leider habe ich einige dieser Freunde nicht wiedergesehen. Sie sind dauerhaft nach Hause zurückgekehrt und haben ihre Leben in China aufgegeben, aus unterschiedlichen Gründen. Das war unerwartet. Es tut mir leid, dass wir die Dinge, die wir gemeinsam geplant haben, nicht tun konnten und möglicherweise nicht nochmal die Chance dazu bekommen. Ich habe gute Freunde in meinem Leben hier verloren und das stimmt mich traurig.  

Deshalb meine Bitte heute: Genießt jeden Moment, den ihr mit euren Liebsten verbringen könnt. Vergesst nicht, einander zu sagen, was ihr euch bedeutet, und nehmt es nie als Selbstverständlichkeit. Tut und verfolgt die Dinge, die euch glücklich machen, solange ihr die Kontrolle darüber habt.

Ich vermisse euch und ich freue mich, euch so schnell wie möglich wiederzusehen. Bis dahin, bleibt gesund und macht das Beste draus!

Diana

PS: Der Blog wird bald wieder reaktiviert 😊 Hier schonmal ein paar Blumen 🙂

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My dear friends..

for more than 9 months you have checked my blog without finding any new update. I am sorry for it. I remember uploading the last entry on 1st of January. It was a few weeks before all the Corona horror started.

This blog entry will not have a certain topic. It is a personal message from me.

End of January, it is the Chinese Spring Festival / Chinese New Year. People in China normally have around 1 week public holiday and travel back to their families to celebrate the start of the new year of the Chinese Lunar calendar. It causes huge travel to and inside of China. This year 2020, I decided to stay in Beijing during the public holiday and not travel. My goal was to experience the atmosphere, visit New Year´s celebrations on the streets of Beijing. And most special for me, follow an invitation of a Chinese friend’s family to have traditional, self-made food at their home. I was looking forward to have this local experience so much. And out of a sudden, this virus came up. I remember all my Chinese contacts told me to stay at home, not go out. I felt very strange, as I have never experienced such a situation before. All events were cancelled, and I stayed at home in my apartment for 7 days, and the numbers in Wuhan just got worse. I felt helpless, I felt alone.

After 7 days alone in my flat, my company offered me to return home as the situation was still unpredictable. I was grateful for it, because I didn’t know how I could continue alone and knew that I could return to a familiar environment. I stayed about 4 weeks in Munich, and I somehow lost my sense for time.  

When I look at the calendar now, its already September. After my return to China end of February things got back to normal step-by-step, due to rigid measures from the government the situation got under control. I entered China early enough – a few weeks after my return, China closed all borders and didn’t allow foreign nationals to come back, no matter their visa type.

These days feel like normal again, but I still don’t know where the past 9 months went. It is a strange year. No one of us could spend their time as they have planned, some of us are still heavily affected by lockdowns in countries that don’t manage the situation well enough.

Coronavirus has taught me one thing: Appreciate every day that you can spend in the way you like and with the people you choose. Travel, go out, meet friends, move around freely, do the things that make you happy.  

Especially one experience makes me think about it so much. In January, I spent a lovely evening with friends and colleagues together. When we said goodbye, we chose the words “See you after Chinese New Year” and expected to see them again 1.5 weeks later. Unfortunately, some of them I have not seen since then. They have returned to their home countries and given up their lives in China, due to different reasons. This was so unexpected for me. It hurts me that we never could do some things we have planned, and that I’ve lost good friends in my life here.

My message today is: Enjoy every moment you can spend with the people who mean something to you. Don’t forget to tell them what they mean to you, and never take their presence for granted. Do the things that make you happy, and pursue these things as long as you have control over it.

To all my family and friends out there: I miss you and I look forward to seeing you again as soon as it is possible. Until then, stay safe and make the best out of it.

Diana  

PS: The blog will be reactivated soon with new impressions. 😊


2 Gedanken zu “Lebenszeichen // Sign of life

  1. Hallo liebe Diana. Endlich! Endlich höre ich wieder etwas von dir! Du weißt,das ich dann irgendwann anfange, mir Sorgen zu machen? Schön ist’s von dir zu hören. Auch wenn die Erfahrungen mit diesem vergangenen 3/4 Jahr nicht so schön sind , möchte ich dir doch sagen,das alles einen Sinn hat, auch wenn wir diesen oft sehr spät erkennen,oder nicht verstehen. Diese letzte”Erfahrung” ist nun eine allgemeine und globale Erfahrung. Das erste mal in der Menschheitsgeschichte. Und das wirkt auch auf mich sehr bedrohlich. Ich kann dich daher gut verstehen mit deiner Trauer und dem Gefühl allem machtlos zu sein. Mir tut es vor allem immer eurer Generation gegenüber leid ,denn alles in allem ist es nicht immer ein schönes Erbe,das ihr da übernehmt. Hilft nur,wie du schon sagst, trotzdem positive Zukunftsweisionen zu verinnerlichen und Leben im hier und jetzt und dieses auch genießen zu dürfen (auch wenn es in so vielen Teilen der Welt richtig böse aussieht), anders geht es einfach nicht. Also, behalte deinen Optimus bei,passe auf dich auf und komme Weihnachten heim 😉 drücke dich ganz lieb, Monika

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  2. Liebe Diana! Mit großer Freude habe ich deinen Bericht gelesen. Endlich ein ausführliches
    Lebenszeichen. Das Virus hat uns wohl (fast) alle sehr nachdenklich gestimmt. Das unbeschwerte
    Reisen, Einkaufen ,Treffen mit Freunden, Besuche von Ausstellungen, Konzerten etc., all das
    für uns so Selbstverständliche brach weg. Was wir uns nicht nehmen lassen wollten, war das
    Treffen mit der Familie. Darauf wollten wir nicht verzichten. Besuche zuhause waren ja zum Glück
    nicht verboten. Nun haben wir seit einiger Zeit etwas Freiheit zurückgewonnen. Mit großer Freude
    vernahmen wir, Kino- und Konzertbesuche mit teiweise Tragen einer Maske – während der Vor-
    stellungen Maskenfreiheit- wieder gestattet. Aber die Maske ist unser ständiger Begleiter geworden.
    Jürgen und ich haben damit große Probleme und verzichten auf vieles. Sicher ist das sehr undankbar, denn andere haben durch das Virus ihre Arbeit verloren, die Selbständigen bangen
    um ihre Existenz, andere um ihre Gesundheit. Was mich wirklich bedrückt ist der Glaube, dass
    der Mensch nicht besser wird, nicht wirklich in sich geht. Die Menschheit kann auf so viele furcht-bare Katastrophen zurückschauen und was ist das Ergebnis?? Wir haben immer noch Kriege,
    Umweltkatastrophen, politische Unruhen, gnadenlosen Egoismus, Krankheiten etc.
    Wir können und müssen dankbar sein, dass die Natur uns Kraft gibt, wir das Schöne erkennen
    können und den wiederkehrenden Optimismus mit offenen Armen empfangen. Im kleinen Rahmen
    können wir sicherlich etwas bewirken. Und das nicht nur heute und morgen!!
    Wir werden den Kopf nicht hängen lassen, mit mehr Dankbarkeit den Tag begrüßen und nicht
    alles so selbstverständlich hinnehmen. Unsere kleine Familie gibt uns viel Kraft. Die Zwillinge
    beginnen einen neuen Lebensabschnitt. Und wir wissen, dass sie den rechten Weg beschreiten
    mit Selbstvertrauen und Optimismus. Wir haben nun bald unsere Johanna hier in Hannover.
    Großartig, nicht wahr?
    Liebe Diana, bleibe gesund !!
    Liebste Grüße von Bärbel

    Gefällt 1 Person

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