中国,再见。

Liebe Freunde,

viele von euch haben es sicher mitbekommen. Ende April habe ich China verlassen, um nach mehr als zwei Jahren endlich wieder die Heimat zu besuchen. Geplant war ein 2,5-monatiger Aufenthalt in der Heimat und Rückkehr nach China am heutigen Tag, dem 22.07.22.

In Bezug auf Covid verfolgt China weiterhin eine 0-Toleranz-Politik. Schon bei wenigen Infektionen wird sofort zu Massnahmen wie penibel genauer Kontaktverfolgung, Massentests, Anordnung von Home Office, Stilllegung von öffentlichem Nahverkehr und zu partiellen oder sogar grossflächigen Lockdowns gegriffen. So hat man es letztendlich geschafft, die Infektionszahlen in den letzten 2,5 Jahren relativ gering zu halten und eine flächendeckende Verbreitung des Virus zu vermeiden.

Internationale Reisen waren bereits seit Beginn der Pandemie praktisch nicht mehr möglich. Auch die Möglichkeit zu Reisen innerhalb des Landes war zunehmend eingeschränkt. Mit Ausnahme der Reise nach Tibet im Dezember 2021 konzentrierte sich mein Leben im letzten Jahr auf den Großraum Peking. Tages-Wander-Ausflüge in die Randbezirke oder Massage-Termine am Wochenende wurden zu kleinen Highlights. Es gab nur noch wenigen Möglichkeiten, den Kopf davon freizubekommen, wo nun grade 1,2,3 neue Infektionen in Peking entdeckt wurden und ob man irgendwie mit diesen in Kontakt war und deshalb selbst im Lockdown landen könnte. Diese Situation bedrückte mich zunehmend. Nach mehr als 2 Jahren weg von zuhause und die Gebundenheit an einen Ort wuchs in mir der Wunsch nach einer Auszeit.

So flog ich Ende April nach Deutschland, verbrachte etwas Zeit mit Familie im Norden und Firma in München. Man würde denken, ich wolle meine Auszeit nun voll in Deutschland auskosten. Tatsächlich zog es mich doch wieder nach Thailand.

Viele Freunde und Bekannte fragen mich oft „Wieso denn immer nach Thailand? Du warst doch schon so oft da..„. Sehr gute Frage. Die Antwort ist am Ende vielleicht doch recht simpel. Vor vier Jahren in 2018 bin ich nach meiner Kündigung bei der DB nach Thailand gereist. Ohne neuen Job in der Tasche sollte die Reise dazu dienen, zur Ruhe zu kommen und mich neu zu orientieren. Und schon in den ersten Wochen der Reise wurde mir klar, wie gerne ich doch mit anderen Kulturen in Kontakt bin und ich traf den Entschluss, für einige Jahre im Ausland arbeiten zu wollen. Und so kam eins zum anderen.

Wieder eine Entscheidung

Nun, 4 Jahre später, bin ich wieder an einem Punkt im Leben angekommen, wo ich spüre, dass ich mich wieder neu ausrichten muss.

Die Entsendung nach China war das größte Geschenk, das mir in meinem Leben bisher gemacht wurde. Als Kind war mein Lieblingsfilm Disney’s Mulan. Geliebt habe ich die tapfere und hübsche Fa Mulan und ihre kleinen treuen Begleiter, den kleinen Drachen Mushu und ihr Pferd Khan. Als Jugendliche war es mein großer Traum, die olympischen Spiele 2018 in Peking zu besuchen. Und nun – 10 Jahre später – bekam ich die Chance, in diese Kultur einzutauchen und dort zu leben. Und ich habe diese Chance zu 100% genutzt. Viele beruflich Entsandte („Expats“) leben jahrelang im Ausland, aber kommen doch nie wirklich dort an. Weil sie sich überwiegend mit anderen Ausländern umgeben, die lokale Sprache nicht sprechen und ihren westlich geprägten Lebensstil dort fast 1:1 fortsetzen, leben sie für mich in einer „Bubble“. Ich wollte da anders sein:

Von Beginn an investierte ich viel Zeit ins Chinesischlernen und es war mein Wunsch, mit Chinesen Freundschaften zu schliessen. So hatte ich das große Glück, zuletzt einige gute chinesische Freunde zu haben und mich bei unseren Treffen auf Chinesisch unterhalten zu können. Sie haben mir die Kultur so viel näher gebracht.

Ich habe innerhalb von drei Jahren eine Management-Rolle in meiner Firma übernehmen dürfen und habe harmonisch mit Kollegen und Geschäftspartnern zusammenarbeitet. Ich habe viele Orte in China besucht und viele unterschiedliche Facetten des Landes kennengelernt. Ich habe tiefe Gefühle für einzelne Menschen dort entwickelt und wunderschöne Momente mit ihnen verbracht, die für immer und unauslöschlich in meinem Herzen sein werden.

Alle positiven und negativen Erfahrungen sind so unglaublich wertvoll und haben mich zu einem besseren Menschen gemacht.

Dennoch habe ich mich entschieden, heute nicht nach China zurückzukehren. Stattdessen schließe das Kapitel vorerst ab mit all den wunderbaren Erinnerungen, die ich gesammelt habe. Ich bin unendlich dankbar für die Menschen, die meinen Weg dort gekreuzt haben, mich unterstützt und begleitet haben. Ein Leben im Ausland zeigt einem die eigenen Grenzen auf und auch nur kleine Gesten können in diesem Moment die Welt bedeuten. Ich könnte jetzt eine Zusammenfassung der schönsten Orte auflisten, aber es sind die Menschen, die mir die Entscheidung so sehr schwer fallen lassen. Ich lasse Menschen zurück, mit denen ich eigentlich noch nicht genug Zeit verbracht habe.

Wo sich eine Türe schliesst, öffnet sich eine andere.

Molière

Zunächst werde ich nach München zurückkehren und mir Zeit nehmen, alles Erlebte zu verarbeiten und über meine nächsten Schritte nachzudenken.

„Auf Wiedersehen“ heisst „zai jian“ auf Chinesisch. Die deutsche Übersetzung passt hier besser als das englische „Good Bye“. Denn es ist kein „guter Abschied“. Es ist die Hoffnung auf Wiedersehen.

….

Für Euch hat es auch etwas Gutes: Ich werde meinen Blog nach und nach mit meinen Reisen innerhalb von China befüllen. Euch wird es also nicht langweilig! 🙂


Dear friends,

at the end of April I left China to finally visit Germany again after more than two years. The plan was to have a 2.5-month stay at home and the return flight ticket to China was booked for today, July 22nd, 2022.

For Covid, China continues to follow a 0-tolerance policy. With a few infections occuring, measures like very precise contact tracing, mass tests, home office, closure of local public transport and partial or even large-scale lockdowns are immediately implemented. Due to these measures it was possible to keep the number of infections relatively low over the last 2.5 years and to avoid the virus spreading across the country.

International travel has been practically impossible since the beginning of the pandemic. Depending on the number of outbreaks and infection numbers, travel within the country was also increasingly restricted. With exception of the trip to Tibet in December 2021, my life for the past year has been centered on the greater Beijing area. Hiking trips to the outskirts or massage appointments at the weekend turned into small highlights. After more than 2 years away from home and being tied to one place, the desire to take a break grew inside of me.

I flew to Germany at the end of April, spent some time with my family in Northern Germany and my company in Munich. One would think that I would fully enjoy my time in Germany. In fact, I felt drawn back to Thailand.

Many friends often ask me „Why do you always want go to Thailand? You’ve been there so often already….“. Very good question. In the end, the answer is quite simple. Four years ago, in 2018, I traveled to Thailand after resigning from my first job. Without having a new job offer, the trip helped me to focus on myself and figure out my next steps. Already during the first weeks of the trip I realized how much I like to be in contact with other cultures and I made the decision to work abroad for a few years. So one thing led to another.

Now, 4 years later, I’m back at a point in life where I feel the need to adjust myself once again.

The chance to work and live in China was the greatest experience that I had in my whole life. As a kid, my favorite movie was Disney’s Mulan. I loved the brave and pretty Fa Mulan and her loyal little companions, the little dragon Mushu and her horse Khan. As a teenager, my big dream was to travel to the 2018 Olympic Games in Beijing. And now – 10 years later – I got the chance to get to know this culture and live there. And I took this opportunity to the fullest. Many expatriates („expats“) live abroad for years, but never really fully integrate themselves. They mainly surround themselves with other foreigners, don’t speak the local language and continue their Western-oriented lifestyle – I often call it „bubble“ that they live in. I wanted to be different:

From the beginning I invested a lot of time in learning Chinese and it was my wish to make friends with Chinese. In the end I was fortunate to make some good local friends and even able to talk to them in Chinese when meeting up. They helped me to dive into their culture so much.

I was able to take on a management role in my company within three years and managed to work harmoniously with colleagues and business partners. I have visited many places in China and got to know many different aspects of the country. I developed deep feelings for some people there and shared beautiful moments with them which I will carry in my heart forever.

All positive and negative experiences are so incredibly valuable and have made me a better person.

However, I have decided not to return to China today. Instead, I choose to close this chapter for now and seal it tightly with all the wonderful memories I’ve collected. I am infinitely grateful for the people who crossed my path there, who supported and accompanied me. Living abroad sometimes pushes you to your own limits, so even small gestures from others can mean the world to you. I could now list the most beautiful places I have visited, but actually it’s the people who made this decision very difficult for me. I am leaving behind people I haven’t spent enough time with.

When one door closes, another one opens.

Molière

I will return to my company in Munich for now and take my time to process everything that has happened, as well as think about my next steps.

Love, Diana

….

One advantage this has for my readers: I will gradually fill my blog with my travel stories from China. Stay tuned! 🙂


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