Hangzhou 杭州

Liebe Freude,

wieder ein Jahr ist vergangen und Vieles ist passiert. Das Coronavirus hat seinen Griff um uns gelockert, vielleicht ist es sogar schon zu einem Teil unseres Alltags geworden: Impfungen sind für jeden zugänglich, Nachrichten rund um neue Fälle schockieren uns nicht mehr, man kann wieder raus, sogar wieder reisen.

Da China von Beginn an eine 0-Toleranz-Politik verfolgt hat war das Leben nach dem ersten Schock schnell zurück zur Normalität. Einerseits bin ich dankbar dafuer, andererseits spuere ich es an anderer Stelle: Bereits ca. 1,5 Jahre habe ich das Land nicht verlassen. Lange herrschte Unklarheit ueber Einreisebestimmungen fuer Auslaender, Visa wurden gestoppt. Nun ist es fuer bestimmte Visa-Arten moeglich, aus- und vor allem wieder einzureisen.

Dennoch warten nach Einreise – je nach Ankunftsort und lokalen Bestimmungen – 2 bis 3 Wochen zentral organisierte Hotel-Quarantaene. Einreisende werden direkt vom Flughafen in dezidierte Quarantaene-Hotels gebracht. Alles ist organisiert: regelmaessige Tests, Mahlzeiten werden vor die Tuer gestellt, etc. Mittlerweile kennt man einige Freunde, die diese Erfahrung gemacht haben – manche kamen besser, manche weniger gut damit klar. In jedem Fall ist der Gedanke nicht verführend, dennoch kein Ende in Sicht. Hinzu kommt ein aktuell niedrige Flugvolumen, teilweise bombastische Flugpreise und spontane Flugstreichungen, die die Planung erschweren.

Aktuell habe ich keine Planung für den nächsten Besuch in Deutschland, werde mich jedoch Ende des Jahres damit auseinandersetzen.

Hier wird es Herbst nun – der Sommer war sehr verregnet und der Herbst scheint dies übernehmen zu wollen. Eine gute Gelegenheit, den Blog nun wirklich wieder aufleben zu lassen und meine zwischenzeitlichen Erlebnisse mit euch zu teilen.

Wieder starten möchte ich mit einer Stadt, die ich in meiner Zeit hier nun bereits zwei Mal besucht habe:

Hangzhou 杭州.

Hangzhou liegt ca. 300km entfernt von Shanghai, somit in weniger als 1,5 Stunden bequem mit dem Schnellzug zu erreichen.

West Lake 西湖

Die größte Attraktion in Hangzhou ist der „West Lake“ 西湖. Der See ist riesengroß und zieht sich über ein Gebiet von ca. 15km. Rund um den großen See gibt es kleinere Seen, Brücken, Gärten, Tempel, Pagoden. Die Sichten sind wunderbar und der See hat in jeder Jahreszeit seinen anderen Charme. Bei beiden meiner Besuche (jeweils im Sommer) hat es geregnet und somit lag der See zu Teilen im Nebel. Beim ersten Besuch war sogar ein Typhoon angesagt, ich war jedoch enttäuscht – vielleicht habe ich als Norddeutsche zu viel erwartet?

Der See hat eine lange Geschichte und war Inspiration für viele Geschichten und Legenden, über Schlangen, die sich in hübsche Frauen verwandeln und dann gutaussehende und tapfere Männer heiraten. Ich habe viel Zeit verbracht, zu Fuß oder mit dem Fahrrad um den See zu fahren und die Sicht zu genießen.


Lingyin Tempel 灵隐寺

Die Landschaft rund um Hangzhou ist sehr hügelig. Dieser Tempel befindet sich in einem Waldstueck nicht direkt im Zentrum von Hangzhou. Bei meinem ersten Besuch vor 2 Jahren habe ich ein Taxi genommen und ich erinnere noch, dass der Taxifahrer sich gerne mit mir unterhalten hätte, ich aufgrund von Sprachbarriere jedoch nur sehr beschränkt mit ihm kommunizieren konnte. Dennoch war er sehr freundlich und half mir bei Ankunft noch beim Kauf des Tickets.

Der Tempel ist ein bedeutender buddhistischer Tempel in der Region und wurde im Jahre 328 n. Chr. von einem indischen Mönch gebaut. Ich habe nun schon viele Tempel in China gesehen. Besonders an diesem Tempel sind viele kleine Buddha-Statuen, die in Steinwände gemeißelt wurden, die zum Tempel führen.


Long Jing Village龙井村

Bei meinem 2. Besuch im Jahr 2021 habe ich mich auf einen Bereich abseits von Touristenattraktionen konzentriert. Nach anstrengenden Wochen im Job habe ich nach einem ruhigen Ort gesucht, in dem ich mich auf mich selbst konzentrieren kann. Die Region um Hangzhou ist sehr bekannt für die dortigen Tee-Plantagen.

Mehrere sehr bekannte Teesorten kommen von dort, unter anderem Long Jing Grüntee. Die Plantage ist in verschiedene Sektionen aufgeteilt mit unterschiedlichen Namen: Shi (Loewe, 狮), Long (Drachen, 龙), Yun (Wolke, 云) and Hu (Tiger, 虎).

Bei meinem Besuch bin ich einfach losgezogen zu dem kleinen Dorf, umgeben von Teeplantagen. Mehrere kleine Wege führen in die Plantage und ich bin einfach mal losgewandert. Während 2 Stunden Wanderung ist mir keine Menschenseele begegnet. Die Teeplantage ist wunderbar grün und es fühlte sich toll an, darin zu wandern.

Zurück im kleinen Dorf gibt es an allen Ecken Restaurants und „Tee-Stuben“, in denen man den nebenan wachsenden Tee bestellen kann. In der Regel bestellt man 1x Teeblätter und bekommt eine Thermoskanne mit heißem Wasser dazu, sodass man den Tee mehrmals aufgießen kann. Manche Touristen verbringen dort Stunden. Vom Hunger getrieben bestellte ich auch Schweinerippchen, deren Soße auch mit getrockneten Teeblättern zubereitet wurde. Lecker!


„Deutsche Details“ / „German Details“

Meinen Besuch in diesem Jahr habe ich in einem kleinen Gasthaus in den Teeplantagen verbracht. Ich wurde sehr herzlich von der Haushälterin begrüßt und umsorgt. Morgens hat sie mir Frühstück gemacht und mir Gesellschaft geleistet.

Eines Abends habe ich mir die Umgebung angeschaut und wurde von einem jungen Mädchen angesprochen, die im Gasthaus nebenan arbeitete. Nachdem sie erfuhr, dass ich aus Deutschland komme bat sie mich ins Gasthaus und holte ein Buch „Deutsche Details“ heraus. Sie interessierte sich so sehr für Deutschland und las mir Passagen aus dem Buch vor und fragte mich „Ist das wahr? Stimmt das?“. Das Buch war tatsächlich voll mit Details über Deutschland, so z.B. ein Kapitel über Wochenmärkte mit Fotos von Fleisch-/Käsewagen, oder ein Kapitel zur Architektur von Fachwerkhäusern…

Das junge Mädchen war Anfang 20, von Beruf Kindergärtnerin, Nebenjob im Gasthaus, und hatte so viel Interesse an Deutschland, obwohl sie noch nie dort war. So ein Zufall, sie dort zu treffen. Wir unterhielten uns gut eine Stunde, dann ließ sich mich Orangen aus ihrer Heimat-Provinz probieren, und dann verabschiedeten wir uns für die Nacht mit bleibenden Eindrücken: Sie glücklich endlich Informationen aus erster Hand bekommen zu können – und ich erstaunt über diese Zufallsbekanntschaft…


My dear friends,

another year has passed and much has happened. The coronavirus is more and more under control, probably already turned into something “normal” for many of you: vaccines are widely available, we are not shocked by new cases anymore, you can move around freely again, even travel. As China is having a 0-tolerance-policy, life here has been back to normal quite quickly after the first shock. On the one hand, I am thankful for that, but it still does affect me on the other hand: I have not been home for 1,5 years now. For a long time there was uncertainty about travel and visa policies, existing visas were put on hold or cancelled. These days it is clearer, work visa holders can leave the country, and more importantly, come back after that. What still cannot be avoided now is 2-3 weeks of centrally organized quarantine. Travelers arriving at airports are brought to designated hotels straight away. Everything is organized, like regular testing and meals provided. I meet more and more people who have been through this – there are ones who think it’s acceptable, also ones who have suffered. The thought of needing to do this quarantine is not welcoming, but there is no end in sight. What also makes it difficult is a low flight volume in general, sudden flight cancellations by airlines as well as high prices. I currently do not have the plan to travel home, but I will set it up by end of this year. Autumn is here now. The summer was quite rainy, and autumn seems to want to continue in this way. For me it’s a trigger to re-start the blog and share with you the many places I have been to in the meantime. I’d like to start over with a city that I have been to already twice now: Hangzhou 杭州. Hangzhou is located around 300km from Shanghai, therefore can be reached within less than 1.5hrs by bullet train.

West Lake 西湖

Hangzhou’s biggest attraction is the West Lake. It is a very big lake covering an area of ca. 15km. Around the lake there are smaller lakes, bridges, gardens, temples, and pagodas. The views are very beautiful, and every season has its own special view. I both times visited in summer and it both times rained, the first time there even was a typhoon announced – I did need special rain equipment, but I still went out. The lake has a long history with many stories and legends of snakes turning into beautiful women and getting married to handsome men. I spend lots of time walking or riding the bike around the lake. It’s a beautiful place.

Lingyin Temple 灵隐寺

The landscape around Hangzhou is very hilly. This temple is located on a hill with forest not very central in Hangzhou. Visiting for the first time in 2019 I took a taxi. I remember the friendly driver who was interested in my story, but due to language barrier at that time we couldn’t talk too much. He still was very friendly and even helped me buy tickets for the temple after we arrived there. The temple is an important Buddhist temple in the region and was built 338 AD by an Indian monk. I have seen many temples in China now. The specialty for me were many small buddha statues carved into stone walls leading to the temple.

Long Jing Village龙井村

On my second visit in 2021 I have focused on an area apart from tourist attractions. After exhausting time at work I wanted to spend a few days in a quiet environment and spend some time for myself. Hangzhou is very famous for its tea plantations. Many famous kinds of tea are from there, like Long Jing green tea. This plantation is divided in different sections with different names, like Shi (lion), Long (dragon), Yun (cloud), Hu (tiger). I just randomly walked into the Long Jing village which is in the middle of big tea plantations. Some small paths lead into the tea hills, anyone can just enter. I was walked for good 2 hours, and didn’t see another human. The plantation was beautifully green and I enjoyed walking. Back to the village there are a lot of restaurants and “tea places” where you can order to tea which is growing around. You normally order one portion of tea leaves and get a bottle of hot water so that you can pour it over several times. Some tourists spend hours there. Hungry from walking I also ordered pork ribs with dried green tea leaves. Yummy!

„Deutsche Details“ / „German Details“

This year’s visit I stayed in a small guest house in the middle of the plantations. I was welcomed very warmly by the housekeeper who made me breakfast every morning and chatted with me. One evening I was checking the surrounding of the guesthouse when I met a young girl who started talking to me. After finding out I am German she asked me to follow her into the guesthouse next door (her workplace) and took out a book about “German details”. She started reading to me and kept asking me if that all was real. I was stunned about the details listed in that book, e.g. about German markets and architecture. It was pretty precise. The girl was in her 20’s, worked in a kindergarten and in the guesthouse, and although she never has been to Germany, she was so interested in it. What a coincidence.. We talked to almost an hour, she let me taste oranges from her home province, and after that we wished each other farewell. I guess, she was impressed to finally get information about Germany first-hand, and I was impressed about this kind of encounter.


2 Gedanken zu “Hangzhou 杭州

  1. Liebe Diana, mit großem Interesse und viel Freude habe ich deinen Bericht gelesen. Was für
    wunderschöne Fotos!! Du wanderst gerne alleine und bist unabhängig. Wäre eine Begleitung
    störend? Du hast bestimmt Freundschaften geschlossen. Obwohl ich nicht weiß, ob eine Freundin
    so offen ist wie bei uns(?) Ich frage erst gar nicht, ob du zwischendurch Heimweh hattest. Noch ist
    es ja sehr umständlich wegen der langen Quarantäne. Bekommt man in der Quarantäne weiterhin
    sein Gehalt oder gilt das als unbezahlter Urlaub?
    Die junge Chinesin ist ja eine reizende Person. Ich gehe davon aus,dass ihr chinesich gesprochen
    habt, denn du beherrschst die Sprache inzwischen sehr gut. Aber was für ein Zufall!
    Möchtest du irgendwann nach Deutschland zurückkommen? Ich glaube fast, du würdest dich
    hier fremd fühlen.
    Ich danke dir nochmal für deinen so ausführlichen und tollen Bericht.
    Es grüsst dich ganz herzlich (ich drücke dich!)
    Deine Bärbel mit Jürgen

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  2. Liebe Diana,es ist so schön Mal wieder von dir zu hören und deine so tollen anschaulichen Reiseberichte zu lesen. Danke dir. Ich vermisse dich sehr und ich würde mich riesig freuen, Larissa sicher auch mit klein David,wenn wir endlich wieder gemeinsam den Tannenbaum schmücken können. Sei ganz lieb umarmt 🤗💞 deine Monika

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