Ihr habt nun ganz schön lange auf den nächsten Blogeintrag warten müssen.. Nun bin ich schon ganze 5 Wochen hier! In der ersten Zeit prasseln so viele Einflüsse auf einen ein und man ist teilweise echt lange mit vermeintlichen Kleinigkeiten beschäftigt, vor allem weil Sprache und Schrift nicht direkt zugänglich sind und man die Prozesse hier nicht kennt und sich viel durchfragen muss. Nun habe ich aber langsam das Gefühl, dass ich meinen Alltag gut im Griff habe und mich neuen Aufgaben widmen kann, wie z.B. einen Sprachkurs finden oder am Wochenende mal die Gegend erkunden.
Im heutigen Blogeintrag möchte ich ein bisschen über meine neue Stadt Beijing mit euch teilen. Wir nennen es Peking, auf Pinyin* heißt es Beijing, und die Schriftzeichen sind 北京. Die Schriftzeichen setzen sich zusammen aus 北 (bei = Norden) und 京 (jing = Hauptstadt). Somit übersetzt die „Hauptstadt des Nordens“ – macht Sinn, denn Beijing liegt im Norden von China. Das Schriftzeichen 京 = jing dürfen übrigens nur Städte im Namen tragen, die mal in einer Dynastie Hauptstadt waren. Eine weitere solche Stadt ist Nanjing 南京 und setzt sich zusammen aus 南 (nan = Süden) und 京 (jing = Hauptstadt), also Hauptstadt des Südens, da sie während der Ming-Dynastie Hauptstadt des Reiches war.
* Exkurs zu Pinyin:
Pinyin ist die Umschrift von chinesischen Schriftzeichen in lateinische Schrift („Romanisierung“). Jedes Schriftzeichen steht i.d.R. für eine Silbe. Pinyin ist also nur eine reine Übertragung des Schriftzeichens in lateinische Buchstaben. Viele Wörter bestehen aus mehreren Schriftzeichen – zusammengesetzt ergeben sie dann eine Bedeutung. Pinyin wurde v.a. eingeführt, um das Erlernen der Sprache zu erleichtern. Falls das jetzt kompliziert klingt…Ein zukünftiger Blogeintrag ist auf jeden Fall dem Thema Sprache gewidmet! 🙂
Die Metropolregion Beijing hat rd. 20 Mio. Einwohner und ist nach Shanghai die zweitgrößte Stadt Chinas. In der Mitte der Stadt befindet sich das Stadtzentrum mit dem historischen Kaiserpalast und der forbidden city – dort regierten die Kaiser und der Zutritt war der normalen Bevölkerung verwehrt, daher der Name. Prägend sind die insg. 6 Ring Roads, die sich kreisförmig durch Beijing ziehen. Sie geben ein ganz gutes Gefühl, wo sich was in der Stadt befindet. Ich wohne im östlichen Teil von Beijing am 3. Ring. Die Ring Roads sind vielbefahren und es gibt viel Stau. In Beijing sind 6 Mio. Autos angemeldet. Das ist deutlich merkbar. Aus diesem Grund hat die Regierung die Zahl der Neuanmeldungen vor einigen Jahren auf ein paar tausend pro Monat begrenzt. Da es aber viel mehr Bewerber als Kennzeichen gibt, wurde eine Lotterie für Kennzeichen (plate lottery) eingeführt. Alle 2 Monate kann man an der Lotterie teilnehmen, die Gewinnchancen betragen ca. 1:2.000. Einige Leute erzählen mir, dass sie schon jahrelang auf ein Kennzeichen warten.
Es gibt auch eine Metro, womit ich schon gefahren bin. Ich finde es recht übersichtlich und es gibt auch alles auf Englisch und Pinyin, was mir hilft. Die Distanzen hier sind auch wieder unglaublich. Zitat eines Chinesen: „Das ist nicht weit von hier, nur 30 Minuten mit der Metro“.. Ok! Die Metro-Stationen sind teilweise auch riesig und Vergößerungen wurden nach und nach gebaut, was man beim Umsteigen merkt. Teilweise muss man 10 Minuten innerhalb von einer Station laufen (tlws. Straßen über Brücken oder Tunnel über-/unterqueren), um zur nächsten Linie umzusteigen. Das liegt daran, dass die Linien zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebaut wurden und es direkt neben der vorhandenen Linie keinen Platz mehr gab.
Bekannt sind in Beijing die Hutongs 胡同 (胡 = hu 同 = tong). Auf Deutsch übersetzt heißt das „Gasse“. Das sind auch wirklich Gassen, die v.a. im Zentrum von Peking rund um den Kaiserpalast zu finden sind. Die ersten Hutongs wurden in sehr frühen chinesischen Dynastien gebaut. Die relativ engen Straßen sind gesäumt von flachen Häusern, in denen bis vor einiger Zeit die Mehrheit der Bewohner von Peking gewohnt hat. Als Peking stark gewachsen ist, ist man dann zu einer anderen Bauweise übergegangen, orientert an Ostblock-Bauweise. Viele Hutongs wurden abgerissen, aber es gibt noch welche und die verbleibenden werden auch versucht, zu erhalten. In den Hutongs leben relativ viele Menschen auf engem Raum. Wenn man durch die typischen Eingänge schaut, sieht man die charakteristischen Innenhöfe, wo Menschen zusammensitzen oder Wäsche aufhängen. Die Zustände sind relativ einfach; teilweise gibt es keine sanitären Anlagen in den Häusern selbst, sondern alle paar Meter öffentliche Anlagen, wo die Bewohner hingehen. Jeder Hutong hat seinen eigenen Namen.
Ich war bereits ein bisschen in den inneren Ringen unterwegs. Gestern habe ich einen buddhistischen Tempel in chinesischem Style besucht (Tongjiao), das war eine wunderbar ruhige kleine Oase inmitten von Hochhäusern und Straßenlärm. Genau dieser Kontrast gefällt mir hier sehr gut! Im Innenhof habe ich eine ältere Dame und einen jungen Chinesen beobachtet. Sie kannten sich scheinbar nicht, dennoch hat sie ihm einen 30-minütigen Vortrag gehalten. Er war sehr tapfer und hat aufmerksam zugehört. In diesem Moment fand ich es schade, dass ich noch kein Chinesisch verstehe – ich hätte gern von ihr gelernt und ihre Geschichten angehört..
Hier noch ein paar Impressionen aus Bejing.. Ich sammle schon fleißig Futter für zukünftige Blogeinträge. Wenn ihr Wünsche habt, gerne bei mir anmelden!
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich mich hier wohlfühlen kann und es hier sehr viel für mich zu entdecken gibt 🙂
Eure Diana
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English version to follow
Liebe Diana, mit großer Freude habe ich deinen Bericht gelesen. Wie schnell du dich doch
eingelebt hast. Nach nur 5 Wochen!! Ich bin sicher, dass du im Vierteljahr dich bereits ganz
wunderbar verständigen kannst. Mit deinem Einfühlungsvermögen, deiner Neugier und Lern-
bereitschaft ist es für mich selbstverständlich. Wie schön, dass du uns Fotos übermittelst.
So gewinnen wir entsprechende Eindrücke. Vielen Dank!
Wir haben im Moment große Temperaturen zu verkraften. Man spricht sogar von einer Hitzewelle.
Wie warm ist es in Beijing? Was aber viel wichtiger ist, gefällt dir deine Tätigkeit ? Und bist du
mit der Arbeitsatmosphäre zufrieden? Wie steht es mit Freunden, weiblich und männlich?
Bis zu deinem nächsten Bericht sei ganz herzlich gegrüßt von Bärbel aus Hannover.
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Liebe Bärbel, vielen Dank für deine schönen Kommentare. Ich freue mich jedes Mal 🙂 In Beijing ist es jetzt Sommer, die Temperaturen sind stets um ca. 30 Grad. Der Juli ist der heißeste Monat, es wird tlws. bis zu 40 Grad. Zum Glück ist es aber trocken und keine hohe Luftfeuchtigkeit, d.h. es ist ganz gut verträglich. In der neuen Tätigkeit bin ich sehr gut angekommen, wurde sehr herzlich aufgenommen. Ich fühle mich wohl und es macht mir Spaß 🙂 Ich habe schon ein paar nette Leute kennengelernt und hoffe, dass sich daraus auch ein paar langfristige Freundschaften ergeben. Alles Liebe von Diana
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Hallo du phantastische Frau 🙂
Ich bewundere dich sehr. Du schreibst,beschreibst sehr gut und deine Fotos sind ein Augenschmaus 🥰eine Freude ist es, deinen Blog zu lesen. Mach einfach weiter so,weil alles interessant ist. Ich hoffe, du findest bald Freunde,die auch so unternehmungslustig wie du sind.
Wir haben hier gerade einen riesigen Brand in meck pom. 750 ha brennen schon. Der größte Brand,den dieses Land je erlebt hat. Und er ist noch nicht unter Kontrolle.
Ansonsten genieße ich diesen hot Summer sehr und war schon öfters schwimmen. Auch mit Larissa und Higgi. Hier laufen, glaube ich,die Vorbereitungen für meinen Geburtstag. Sicherlich werden ich noch ziemlich nervös.
Fühl dich gedrückt und halte dich. Deine Monika
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